Zu Aschermittwoch

Zum Beginn der Fastenzeit ein Wort von Papst Franziskus:

        Zum Beginn der Fastenzeit ein Wort von Papst Franziskus:

       "Die Fastenzeit ist die Zeit, den Kurs des Lebens wiederzufinden. Denn auf dem Lebensweg kommt es wie auf jedem Weg darauf an, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Jeder von uns kann sich fragen: suche ich auf meinem Lebensweg nach dem Kurs? Oder begnüge ich mich damit, in den Tag hinein zu leben, nur an mein Wohlergehen zu denken, einige Probleme zu lösen und ein wenig Spaß zu haben? Welches ist der rechte Kurs? Vielleicht das Streben nach Gesundheit, von der oft gesagt wird, sie sei das Wichtigste, obwohl sie früher oder später doch schwindet? Vielleicht Besitz und Wohlstand? Aber dafür sind wir nicht auf der Welt. Kehrt um zu mir, spricht der Herr. Zu mir. Der Herr ist das Ziel unserer irdischen Reise. Der Kurs muss auf ihn hin ausgerichtet werden.
       Die irdischen Dinge verschwinden wie Staub im Wind. Besitz ist etwas Vorläufiges, Macht vergeht, Erfolg schwindet. Die Fastenzeit ist dazu da, von der Illusion eines Lebens zu befreien, das dem Staub nachjagt. Fastenzeit bedeutet wiederzuentdecken, dass wir für das Feuer geschaffen sind, das immer weiter brennt, nicht für die Asche, die sofort verglüht; für Gott sind wir geschaffen, nicht für die Welt; für die Ewigkeit des Himmels, nicht für den trügerischen Schein des Irdischen; zur Freiheit der Kinder Gottes, nicht zu einer Versklavung durch die Dinge. Wir können uns heute fragen: Auf welcher Seite stehe ich? Lebe ich für das Feuer oder für die Asche?
        Auf diesem Weg zurück zum Wesentlichen, auf diesem Weg der Fastenzeit, schlägt das Evangelium drei Schritte vor, die der Herr uns zu tun bittet, ohne Heuchelei und ohne Schauspielerei: Almosen, Gebet, Fasten. Wozu? Almosen, Gebet und Fasten führen uns zurück zu den einzigen drei Rea-litäten, die nicht vergehen. Das Gebet verbindet uns wieder mit Gott, die Liebe mit unserem Nächs-ten, das Fasten mit uns selbst. Gott, die Brüder und Schwestern, mein eigenes Leben: Diese enden nicht im Nichts; in sie sollten wir investieren. Gebet, Nächstenliebe, Fasten: drei Investitionen zu-gunsten eines Schatzes, der bleibt.
       Jesus sagte: »Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz« (Mt 6,21). Unser Herz tendiert immer in irgendeine Richtung: Wir können es auch mit einem Magneten vergleichen: Es muss sich an etwas festmachen. Aber wenn es sich nur an irdischen Dingen festmacht, wird es früher oder später von ihnen beherrscht: Die Dinge, die dazu da sind, dass man sich ihrer bedient, werden zu Dingen, de-nen man dienen muss. Äußeres Erscheinungsbild, Geld, Karriere, Hobby: Wenn wir für diese Dinge leben, werden sie zu Götzen, die uns benutzen. Wenn das Herz jedoch an dem festhält, was nicht vergeht, finden wir uns selbst und werden frei. Die Fastenzeit ist eine Gnadenzeit, die das Herz von Eitelkeiten befreien möchte. Sie ist eine Zeit der Genesung von den Abhängigkeiten, die uns ver-führen. Sie ist eine Zeit, die den Blick auf das lenken möchte, was bleibt."
         Predigt vom 6.3.2019 (Aschermittwoch)



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